ADHS-Diagnostik bei Erwachsenen: So läuft sie ab und was Sie vorher wissen sollten
- Cynthie Koschowski

- 12. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 7 Tagen
Viele Erwachsene spüren schon lange, dass „irgendetwas anders ist“. Sie sind oft kreativ, spontan und gleichzeitig schnell überfordert, unkonzentriert oder erschöpft vom ständigen Versuch, „funktionieren zu müssen“. Wenn dann der Entschluss fällt, eine ADHS-Diagnostik zu machen, ist die Aufregung groß.
Ich möchte Ihnen hier zeigen, wie eine ADHS-Diagnostik abläuft, was Sie mitbringen sollten und wie Sie sich darauf vorbereiten können, um entspannt und gut informiert in den Termin zu gehen.
Was ist das Ziel einer ADHS-Diagnostik?
Die Diagnostik dient dazu herauszufinden, ob die typischen Symptome tatsächlich auf eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung zurückzuführen sind oder ob andere Ursachen dahinterstecken. Dazu wird Ihre persönliche Geschichte, Ihr aktuelles Erleben und Ihr Alltag genau betrachtet. Eine seriöse Diagnostik besteht nicht aus einem einzelnen Test, sondern aus mehreren Bausteinen (Gespräch Fragebögen, Fremdbeurteilung, ggf. Durchsicht der Grundschulzeugnisse), die ein Gesamtbild ergeben.
1. Der Ablauf – Schritt für Schritt erklärt
Erstkontakt & Terminvereinbarung

Sie nehmen Kontakt zu einer Praxis oder einem spezialisierten Zentrum auf. Meistens erfolgt vorab ein kurzes telefonischer Erstkontakt oder per E-Mail, Terminbuchung statt:
Sind Sie gesetzlich oder privat versichert?
Handelt es sich um eine Erstdiagnostik im Erwachsenenalter?
Wie läuft die Terminvergabe und Kostengestaltung ab?
Tipp: Achten Sie bei der Suche nach einer Praxis darauf, ob ADHS bereits auf der Internetseite genannt wird, wenn nicht wird diese wahrscheinlich nicht getestet.
Ihre Vorbereitung
Beobachten Sie sich im Alltag und notieren sich, die für sie "ADHS typischen" Verhaltensweisen.
Notieren Sie sich vorab typische Situationen, in denen Sie Schwierigkeiten mit Aufmerksamkeit, Organisation oder Impulsivität erleben, das hilft beim ersten Gespräch. Ja, Sie dürfen Ihre Notizen in dem Gespräch auch vorlesen, dies hilft auch der testenden Person. Sprechen Sie mit Personen aus Ihrem Umfeld, ob diese ADHS Symptome bei Ihnen wahrnehmen und welche es sind.
Pro Tipp: Lesen Sie sich Ihre Grundschulzeugnisse (Klasse 1–4) noch einmal durch. In vielen Fällen zeigen sich dort bereits Hinweise auf frühe Symptome wie Unruhe, Ablenkbarkeit oder Schwierigkeiten, stillzusitzen.
👉 Machen Sie Kopien dieser Zeugnisse und bringen Sie sie mit oder senden Sie sie vorab per Mail an die Person, die die Diagnostik durchführt.
Das Anamnesegespräch
Im Hauptteil findet ein ausführliches Gespräch statt, oft über 1–2 Stunden. Dabei geht es um:
Ihre persönliche und schulische Entwicklung
Beruflicher Werdegang
Alltag, Konzentration, Organisation
Emotionale Muster, Selbstwert, Beziehungen
Familiäre Aspekte
Viele empfinden es als entlastend, endlich verstanden zu werden.
Testverfahren & Auswertung
Je nach Praxis werden verschiedene standardisierte Tests eingesetzt, zum Beispiel:
Fragebögen zur Selbst- und Fremdeinschätzung
Fragebögen zur Kindheit
Differentialdiagnostische Fragebögen
Anschließend werden alle Ergebnisse ausgewertet. Die Bearbeitungsdauer variiert hier je nach Praxis.
Abschlussgespräch & Bericht
Im Abschlussgespräch werden die Ergebnisse besprochen:
Liegt eine ADHS vor?
Welche Ausprägung (vorwiegend unaufmerksam, impulsiv, kombiniert)?
Gibt es zusätzliche Themen wie Depression, Angst oder Erschöpfung?
Sie erhalten außerdem einen schriftlichen Befundbericht dieser kann z. B. wichtig sein für Therapie, Coaching, Nachteilsausgleiche oder Medikamente.
2. Wie Sie sich emotional vorbereiten können
Es ist völlig normal, vor der Diagnostik nervös zu sein. Viele Menschen empfinden Angst, Scham oder Unsicherheit.
💬 Ich höre oft in meinem Coaching:
„Ich habe Angst, dass nichts rauskommt und dann weiß ich gar nicht, was mit mir los ist.“
Das ist verständlich. Doch unabhängig vom Ergebnis bringt der Prozess Klarheit. Sie lernen sich selbst besser kennen und können danach gezielter ansetzen, z. B. durch ADHS-Coaching, Therapie, Medikation oder Anpassungen im Alltag.
3. Was nach der Diagnose wichtig wird
Nach einer Diagnose beginnt für viele erst der eigentliche Weg: zu verstehen, wie man mit ADHS gut leben kann, statt ständig dagegen anzukämpfen.
Hier setzt mein ADHS-Training für Erwachsene an. Es hilft:
Struktur aufzubauen,
Prioritäten zu setzen,
Routinen zu entwickeln und
den Alltag an die eigenen Bedürfnisse anzupassen.
Ziel ist es, mit ADHS zu arbeiten – nicht dagegen.
Wenn Sie sich gerade auf Ihre Diagnostik vorbereiten oder schon ein Ergebnis haben, kann das Training Sie dabei unterstützen, die Erkenntnisse praktisch umzusetzen.



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